Preise clever kalkulieren: So findest du deine echten Materialkosten pro Kundin

Korrekte Berechnung der Materialkosten pro Kundin – Grundlage wirtschaftlichen Arbeitens im Nagelstudio

Eine der wichtigsten Grundlagen für die betriebswirtschaftlich erfolgreiche Führung eines Nagelstudios ist die genaue Kenntnis der Materialkosten pro Behandlung. Viele selbstständige Nageldesignerinnen und Studioinhaber kalkulieren diese nur grob oder „nach Gefühl“. Eine exakte Erfassung ist jedoch unerlässlich, um Preise fundiert festzulegen und langfristig wirtschaftlich arbeiten zu können.

Falschkalkulationen führen nicht selten dazu, dass mit jeder Behandlung ein Verlust entsteht – oft unbemerkt. Wer dauerhaft unter den eigenen Selbstkosten arbeitet, gefährdet die finanzielle Stabilität seines Unternehmens.


Bedeutung der Materialkosten in der Preisgestaltung

Die Materialkosten pro Behandlung stellen einen direkten Verbrauch dar und beeinflussen den tatsächlichen Gewinn unmittelbar. Nur wenn klar ist, welche Materialien in welcher Menge eingesetzt werden und was diese im Einzelnen kosten, lässt sich der Dienstleistungspreis sachlich fundiert kalkulieren.

Darüber hinaus sind die Materialkosten nur ein Teilbereich der Gesamtkalkulation. Neben den Verbrauchskosten müssen auch alle weiteren unternehmerischen Faktoren wie Miete, Versicherungen, Steuern, Rücklagen, der eigene Stundenlohn, Personalkosten, Betriebsausgaben sowie Investitionen berücksichtigt werden. Nur wenn alle Komponenten korrekt erfasst und regelmäßig überprüft werden, kann ein wirtschaftlich tragfähiges Preismodell entwickelt werden.


Systematische Ermittlung der Materialkosten

1. Übersicht aller verbrauchten Materialien

Für eine fundierte Berechnung empfiehlt sich die systematische Erfassung aller Artikel, die im Rahmen einer Behandlung tatsächlich verbraucht werden. Dazu zählen:

  • Gelprodukte (Haftgel, Aufbaugel, Farbgel, Versiegler)

  • Flüssigkeiten (Cleaner, Primer, Dehydrator, Desinfektionsmittel)

  • Handschuhe, Zelletten, Staubschutzmasken

  • Hygienefeilblätter, Schleifhülsen, Buffer

  • Pinselreiniger, Nagelöl

  • Einmal-Handtücher oder Auflagen

Nicht zu den Materialkosten zählen Geräte oder Werkzeuge wie z. B. Fräser, UV-/LED-Lampen oder Staubabsaugungen. Diese zählen zu den langfristigen Investitionen und werden über die allgemeinen Betriebskosten abgedeckt.

2. Verbrauchsmengen erfassen

Die Verbrauchsmengen lassen sich auf zwei verschiedene Arten bestimmen:

a) Wiegen von flüssigen und gelartigen Produkten

Für Produkte, die aus Tiegeln oder Flaschen entnommen werden (z. B. Aufbaugel, Farbgel, Cleaner, Primer), empfiehlt sich die Verwendung einer Feinwaage mit 0,01 g Genauigkeit. Hierbei werden die Produkte vor und nach der Behandlung gewogen.

Beispiel:

Aufbaugel vor Behandlung: 96,52 g

Aufbaugel nach Behandlung: 95,91 g

Verbrauch: 0,61 g

Produktpreis: 80 € / 50 g = 1,60 €/g

→ 0,61 g × 1,60 € = 0,98 € Materialkosten

b) Einzelpreis bei Einmalprodukten

Einwegprodukte wie Hygienefeilblätter, Buffer, Schleifhülsen oder Handschuhe werden nicht gewogen, sondern nach Stückkosten berechnet. Diese ergeben sich aus dem Gesamtpreis einer Verpackungseinheit geteilt durch die Stückanzahl.

Beispiel:

100 Feilblätter kosten 45 € → 0,45 € pro Stück

Pro Kundin wird 1 Feilblatt verwendet → 0,45 €

c) Durchschnittsverbrauch errechnen

Eine weitere Methode ist die Berechnung des Durchschnittsverbrauchs. Hierbei wird notiert, wie viele Kundinnen mit einer bestimmten Menge Produkt behandelt wurden.

Beispiel:

Ein 50 g-Tiegel Farbgel reicht für 100 Refills

→ Durchschnittsverbrauch: 0,5 g pro Behandlung

→ 1,60 €/g × 0,5 g = 0,80 € Materialkosten

Wenn verschiedene Dienstleistungen angeboten werden (z. B. Refill, Neumodellage, Reparaturen), kann der Materialeinsatz zusätzlich anteilig berechnet und differenziert dokumentiert werden. So lassen sich die Materialkosten pro Leistung noch genauer bestimmen.


Rechenbeispiel: Materialkosten einer Refill-Behandlung

Produkt

Verbrauch

Preis pro Einheit

Kosten pro Kundin

Haftgel

0,2 g

1,60 €/g

0,32 €

Aufbaugel

0,6 g

1,60 €/g

0,96 €

Farbgel

0,3 g

1,60 €/g

0,48 €

Versiegler

0,2 g

1,60 €/g

0,32 €

Verbrauchsmaterialien (Feilen, Zelletten…)

pauschal

3,00 €

Gesamtkosten pro Behandlung

5,08 €

Die Pauschale für Verbrauchsmaterialien basiert auf durchschnittlichen Stückkosten für Einwegartikel und sollte regelmäßig überprüft und an tatsächliche Einkaufsbedingungen angepasst werden.


Wirtschaftlicher Zusammenhang: Materialkosten sind nur ein Teil des Ganzen

Auch wenn die Materialkosten eine wichtige Kennziffer sind, bilden sie lediglich einen Ausschnitt aller wirtschaftlichen Belastungen eines Studios. Für die Preisgestaltung einer Dienstleistung müssen zusätzlich folgende Faktoren berücksichtigt werden:

  • Miete und Nebenkosten

  • Strom, Wasser, Heizung

  • Arbeitszeit / angesetzter Stundenlohn

  • Rücklagen für Krankheit, Urlaub, Reparaturen

  • Krankenversicherung und Altersvorsorge

  • Steuerliche Abgaben (Einkommensteuer, Umsatzsteuer)

  • Betriebshaftpflicht und weitere Versicherungen

  • Investitionskosten (z. B. Geräte, Möbel)

  • Fort- und Weiterbildungen

  • Verwaltung, Software, Buchhaltung

  • Marketing und Werbung

  • Gegebenenfalls auch Personalkosten

Nur wenn alle diese Posten mit einbezogen werden, kann ein Preis entstehen, der nachhaltig das wirtschaftliche Überleben sichert.


Ergänzende Hinweise zur Materialkalkulation

1. Durchschnittswerte nutzen

Um den Aufwand der Einzelerfassung zu reduzieren, können Durchschnittswerte für den Verbrauch pro Behandlung angesetzt werden. Diese können auf Basis eigener Messungen oder branchentypischer Erfahrungswerte ermittelt werden. Wichtig ist, dass diese Werte regelmäßig überprüft und an veränderte Arbeitsweisen oder Produktwechsel angepasst werden.

2. Einkauf strategisch planen

VetoNails bietet aus genau diesem Grund dreimal im Jahr zu fixen Terminen – im März, Ende Juni und im Oktober – Rabattaktionen mit jeweils 20 % Preisnachlass an. Durch die Kombination dieser Aktionen mit unseren Staffelpreisen lassen sich erhebliche Einsparungen erzielen. Wer seinen Jahres- oder Halbjahresbedarf kennt und Produkte einkauft, die regelmäßig verwendet werden, kann gezielt größere Mengen zu günstigen Konditionen erwerben. Dadurch sinken die durchschnittlichen Materialkosten pro Behandlung deutlich im Vergleich zum sporadischen Einzelkauf.

3. Produktivität mitdenken

Der Materialverbrauch hängt nicht nur vom verwendeten Produkt, sondern auch von der Arbeitsweise ab. Wer zügig, effizient und ohne unnötigen Materialüberschuss arbeitet, kann die Materialkosten pro Kundin langfristig senken – ohne an der Qualität zu sparen. Wie genau du das erreichen kannst, erfährst du zum Beispiel in Frank's SPEED TRAINING.

4. Abfall und Verluste einrechnen

Bei der Kalkulation sollte berücksichtigt werden, dass ein Teil der Materialien regelmäßig ungenutzt entsorgt wird – z. B. Produktreste in Tiegeln, verdunstete Flüssigkeiten oder versehentlich verschüttete Produkte. Eine realistische Materialkalkulation beinhaltet daher auch einen prozentualen Aufschlag für unvermeidbare Verluste.


Fazit

Die präzise Ermittlung der Materialkosten ist ein elementarer Bestandteil jeder Preisberechnung im Nagelstudio. Sie ermöglicht eine sachliche, nachvollziehbare Grundlage für unternehmerische Entscheidungen. Nur wenn alle Kostenbestandteile – vom einzelnen Feilblatt bis zur betrieblichen Altersvorsorge – in die Kalkulation einfließen, lässt sich ein stabiles und tragfähiges Preismodell entwickeln. Regelmäßige Kontrolle, realistische Einschätzung der Ausgaben und eine betriebswirtschaftlich fundierte Herangehensweise bilden die Basis für langfristige Stabilität und unternehmerischen Erfolg.

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